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Nach ,vt'-Intervention: Proxalto will seit Monaten fällige vierstellige Courtagen zahlen

Erst kürzlich informierten wir Sie, dass Kunden der Proxalto Lebensversicherung AG, eine Gesellschaft der Viridium Versicherungsgruppe, mit dubiosen Vertragsschreiben trotz Beitragszahlungen sinkende Fondsanteile dokumentiert werden. So mir nichts dir nichts verschwinden bei dem externen Run-Off-Versicherer Fondsanteile aus dem Anlagebestand der besparten Fondsgebundenen Rentenversicherung („Harry Potter? Bei Proxalto verschwinden plötzlich Fondsanteile der Kunden“, vgl. ‚vt‘ 50/22).

Doch nicht nur die Kunden erleiden Schaden, wenn sie bzw. deren Versicherungsmakler nicht akribisch prüfen und reklamieren, auch Vermittler selbst sind von finanziellen Nachteilen betroffen, wenn sie Proxalto nicht auf die Finger schauen. Dazu ein aktuelles Beispiel, bei dem der Vermittler zwar reklamiert und der Proxalto eine akribische Aufstellung zugeschickt hatte, die schnelle Bearbeitung zur Zahlung der seit Monaten fälligen Vergütung erfolgte dann aber erst nach ‚vt‘-Intervention:

Der Geschäftsführer einer badischen Versicherungsmakler GmbH beklagt fehlende Auszahlungen von Bestandsbetreuungscourtagen sowie Dynamikcourtagen. Im Feuer stehen die Vergütungen für über 200 Verträge, bei denen zum Teil seit Jahresbeginn 2022, bei einem Großteil seit August 2022, die fälligen Vergütungen nicht ausgezahlt wurden. Nach Berechnungen des Versicherungsmaklers sollen sich die Forderungen zum Jahresende 2022 auf über 7.000 € belaufen.

Kein Pappenstiel, zudem macht sich der Versicherungsmakler nach den bisherigen negativen Berichten über die externe Run-Off-Plattform Sorgen um sein Geld. Der Fall landet auf dem ‚vt‘-Redaktionstisch, wir haken bei Proxalto-Boss Dr. Tilo Dresig nach und wollen wissen: ++ Warum hat Proxalto die fälligen Vergütungen nicht gezahlt?  ++ Hat Proxalto die Zahlung von Betreuungsvergütungen und Dynamikvergütungen eingestellt? Wenn ja, auf Basis welcher Rechtsgrundlage? 

++ Da in der Presse und auch seitens Verbraucherzentrale in den letzten Wochen vermehrt über ausbleibende Zahlungen der Proxalto berichtet wurde, sorgt sich der Vermittler um die Zahlungsfähigkeit der Proxalto. Sind diese Sorgen berechtigt oder hat Proxalto keine Liquiditätsschwierigkeiten? 

++ Wann erhält der Versicherungsmakler die ihm zustehenden Vergütungen?  ++ Erhält der Vermittler Verzugszinsen? Erhält er diese automatisch oder muss er Proxalto unter Verzug setzen? Von Viridium erhalten wir folgende Antwort:

„Ihnen ist ja bekannt, dass es bei der Proxalto im Zuge der anspruchsvollen IT-Modernisierung temporär zu Einschränkungen bei einzelnen Geschäftsvorfällen und im Kundenservice kam. Unsere IT-Modernisierung ist jetzt praktisch abgeschlossen.

Wir befinden uns nun in der Phase der Nacharbeiten und Qualitätssicherung. Im Nachlauf dieser IT-Modernisierung arbeiten wir mit Hochdruck daran, derzeit noch bestehende Einschränkungen für einzelne Versicherungs- und Geschäftspartner aufzulösen. Dass es während dieser Phase noch zu Einschränkungen kommt, mit denen wir unserem Service-Anspruch vorübergehend nicht gerecht werden, bedauern wir sehr. Der Fall des Herrn (…) ist uns natürlich bekannt.

Wir arbeiten an einer Lösung und stehen im persönlichen Austausch mit ihm. Wir werden die Ansprüche von Herrn (…) zeitnah begleichen. Selbstverständlich wird er alle ihm zustehende Vergütungen vollumfänglich erhalten. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir uns darüber hinaus nicht zu Details dieser Geschäftsbeziehung äußern können.“

Die Viridium/Proxalto Auffassung, dass es sich um „einzelne Versicherungs- und Geschäftspartner“ handelt, bei denen Probleme auftreten, können wir nicht teilen. Aber gerne wollen wir glauben, dass Proxalto nun Kontakt mit dem Versicherungsmakler aufgenommen hat und dieser zeitnah die ihm zustehende Vergütung erhalten soll.

Glauben heißt aber nicht wissen. Umso erfreulicher ist es, dass der Badener von einem Anruf der Proxalto berichten kann. Mitgeteilt wurde ihm, man habe die Auflistung der fehlenden Courtagen geprüft und die Richtigkeit seiner Forderungen festgestellt. 

Die Probleme mit den Vermittler-Abrechnungen seien entstanden durch die Migration der gesamten Verträge vom Versicherer auf einen ‚Proxalto Großrechner‘. Die Behebung der ‚bugs‘ sei teilweise sehr komplex und zeitaufwändig. „Zu meinem großen Erstaunen hat das Vertriebsmanagement der Proxalto LV jetzt sehr schnell reagiert“, so der Versicherungsmakler. Proxalto habe veranlasst, dass ihm die vertraglich zustehenden Provisionen als Vorschusszahlung ausgezahlt werden.

Für das Jahr 2022 erhalte er nun 5.000 €. Zudem solle anhand der Vorjahreszahlen der Anspruch für das erste Halbjahr 2023 ermittelt und vorschüssig bezahlt werden. Dazu wurden 7.000 € vorab für das erste Halbjahr 2023 berechnet.

Sobald im Rahmen der Migrationsnacharbeiten die vollautomatisierte Abrechnung der speziellen Tarifkonstellationen möglich sei, würde man die Vorschüsse verrechnen. Mit dieser Vorgehensweise, so der Versicherungsmakler, habe er sich einverstanden erklärt und warte nun auf die Auszahlungen.

‚vt‘-Fazit: ++ Es ist gut, dass Proxalto die schwerwiegenden Versäumnisse nach der ‚vt‘-Anfrage an Dr. Dresig einräumt und sich um einvernehmliche Klärung bemüht zeigt. Festzuhalten bleibt allerdings, dass Proxalto keine Notwendigkeit sah, den Vermittler frühzeitig auf IT-Schwierigkeiten und verspätete Auszahlungen hinzuweisen. 

++ Sollte Proxalto wider Erwarten nicht in einer angemessenen Frist zahlen, wäre der Versicherungsmakler mit rechtlichen Schritten wohl gut beraten  ++ Wenn Proxalto endlich zahlt, wäre das ein kleiner Hinweis, dass es keine aktuellen Zahlungsschwierigkeiten gibt; wobei wir auch nicht von Liquiditätsproblemen ausgehen. 

++ Vielmehr geht bei dem externen Run-Off-Versicherer technisch vieles drunter und drüber, was bei VN und Vermittlern zu erheblichen Problemen und ggf. finanziellen Nachteilen führt. Dennoch wirkt die Schuldzuweisung an die IT nach einer so langen Migrationszeit wie eine Ausrede. Eine Ausrede für das Versagen der Vorstandsetage, dafür zu sorgen, dass die Datenmigration durch erfahrenes Fachpersonal professionell durchgeführt wird.

Wurden nicht Profis, sondern ein sehr preiswertes Fremdunternehmen beauftragt? Das unglaubliche Versagen – die Fehler- und Problemberichte finden ihre Fortsetzung – hat mit dem von externen Run-Off-Versicherern versprochenen Service für Kunden und Vermittler nichts zu tun, vielleicht aber mit Kosteneinsparungen zu Gunsten der Aktionäre, die Kunden und Vermittler teuer bezahlen müssen? Mehr zu Proxalto in einer der kommenden ‚vt‘-Ausgaben.

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