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NÜRNBERGER Versicherung: Untrügliche Zeichen von Chaos!

Seit Dr. Armin Zitzmann 2013 zum Vorstandsvorsitzenden der NÜRNBERER Beteiligungs AG gewählt wurde, verliert der frühere Makler-Versicherer zunehmend den Bezug zum Maklermarkt. Mit gravierenden Folgen: ++ 2015 wurden rund 60 % der bis dato 17.000 Versicherungsmakler-Anbindungen einseitig beendet ++ Mehr als 60 Bezirksdirektionen, die über das ganze Land verteilt waren, rasierte das Team um Dr. Zitzmann vollständig weg ++ Die noch verbliebenen Versicherungsmakler werden zukünftig zentral aus Nürnberg oder von Maklerbetreuern aus deren Homeoffice heraus betreut ++ Schulungen erfolgen überwiegend online.

Das klingt nach Vertriebssteuerung per Joystick und Entfremdung gegenüber dem eigenen Vertrieb:  In 'k-mi' 27/20 kritisierten wir, dass es  Dr. Zitzmann seit dem Ausscheiden von Dr. Hans-Joachim Rauscher auf Konzern-ebene nicht mehr für nötig hielt, einen eigenständigen Vertriebsvorstand zu implementieren: "Eine vermutlich kapitale Selbstüberschätzung des Vorstandsvorsitzenden, es sei denn, der Konzern legt zukünftig eh keinen gesteigerten Wert mehr auf persönliche Kundenbetreuung via Vertriebskräfte und orientiert sich schwerpunktmäßig in Richtung Online-Absatzmärkte." Ein Volltreffer, denn folgt nun plötzlich die doppelte Rolle rückwärts?

Nach uns vorliegenden Informationen aus dem Zirkel der NÜRNBERGER wird Andreas Politycki, Vorstand der NÜRNBERGER Lebensversicherung AG und NÜRNBERGER Allgemeine Versicherungs-AG, zum 1. Januar 2021 in den Vorstand der Holding als Vertriebsvorstand berufen. Komplettiert wird nach unserem Kenntnisstand die Holding-Vorstandsriege mit Peter Meier, der derzeit Sprecher bei der NV Allgemeine Versicherung ist. Diese Personalrochade verwundert insofern, als die Konzernführungsebene auf dann acht Personen in wenigen Jahren verdoppelt wurde, während es ansonsten im Konzern heißt, Kosten einzusparen.

Unser Insider vor Ort spricht vertraulich davon, dass die Baustellen bei der NÜRNBERGER in nahezu allen Geschäftsfeldern längst aus dem Ruder laufen. Der Vertrieb ist zwar nur eines, dafür wohl mit das wichtigste der zu lösenden Probleme. Um die offenkundig unter Dr. Zitzmann entstandene Vertriebsschwachstelle besser zu verstehen, muss man wissen:

Ohne einen Konzern-Vertriebsvorstand überließ man das Feld den Tochtergesellschaften, wo ein nicht zu lösender Widerstreit auftrat: "Versicherung funktioniert nur mit Vertrieb. Die bisherigen Fachvorstände Rosenberger für LV und Meier für Sach müssen in ihrer dortigen Funktion zwangsläufig die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten, wozu möglichst wenig Vertriebsvergütung innerhalb ihres Fachbereichs gehört. Ohne einen Vertriebsvorstand in der Holding fehlt es deshalb an produktivem Abrieb. Denn dessen originäre Aufgabe ist es, die Vergütung, die Produktwelt und alle Verarbeitungsabläufe in einem Dreiklang voranzutreiben", bemängelt unser Insider die gravierenden Verfehlungen beim Versicherungskonzern, der den unerlässlichen internen und leistungsfördernden Widerstreit, der so alt wie Assekuranz und Vertrieb ist, offenbar anderweitig glaubte, in den Griff zu bekommen. Blickt man auf das seit Jahren rückläufige Neugeschäft der NÜRNBERGER im wichtigsten Segment 'Leben' – auch in Relation zum Gesamtmarkt – so steht Dr. Zitzmann heute vor einem Scherbenhaufen, der nun offensichtlich im Schnelldurchlauf aufgekehrt werden soll!

Wie dürfen wir uns Maklerbetreuung made by NÜRNBERGER zukünftig also vorstellen? U. a. befragten wir Dr. Zitzmann: ++ Trifft es zu, dass Andreas Politycki zukünftig dem Bereich Vertrieb als Vorstand vorsteht? Und falls ja, gestehen Sie sich mit dieser Rolle rückwärts ein, einen schwerwiegenden strategischen Fehler begangen zu haben, weil seit 2015 dieser Posten in der Holding nicht mit einem befähigten Spezialisten besetzt wurde? ++ Die Ausrichtung der Maklerbetreuung bei der Nürnberger gleicht seit vielen Jahren einem wechselhaften Lotteriespiel. Welcher leistungsstarke Versicherungsmakler soll sich eine mögliche Zusammenarbeit mit Ihrem Haus unter diesen Voraussetzungen noch antun? ++ Trifft es zu, dass ein Landesdirektor rund zehn Spezialvertriebe betreut, während drei Landesdirektoren für alle anderen tausenden Einzelanbindungen zuständig sind? Spricht dieses Missverhältnis für eine Spezialbehandlung Ihrer Großabnehmer? ++ Wie weit kommen Sie Ihren Großvertrieben bei den Höchstprovisionen inzwischen entgegen und wie weit ist der kleine Einzelmakler von diesen Werten entfernt? ++ Richten Sie Ihre Konzernpolitik ausschließlich nach den Großvertrieben und sind Sie damit längst von deren Neugeschäft abhängig? ++ Wie weit fortgeschritten ist Ihr neues Verwaltungssystem, das eigentlich vor einem Jahr hätte eingeführt werden sollen?  ++ Welche Erfolge können Sie als Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung bis heute vorweisen? Eine Stellungnahme hierzu erreichte uns nicht. Dafür sprechen die eingeleiteten Maßnahmen schon für sich:

In bester Erinnerung ist noch der höchst fragwürdige Deal, den die NV Ende vergangenen Jahres mit Jürgen Wahner, ehemaliger Vertriebsvorstand bei der NÜRNBERGER Leben und NÜRNBERER Allgemeine Versicherung, ausheckte und von 'k-mi' ans Tageslicht gebracht wurde (vgl. 'k-mi' 27/20). Demnach gründeten Wahner (51 % der Gesellschaftsanteile) zusammen mit der NÜRNBERGER Verwaltungsgesellschaft mbH (49 %) mit dem Status 'Gebundener Versicherungsvertreter nach § 34d Abs. 7 GewO' die InsureDirect24 Assekuranz GmbH Versicherungsvermittler/Schwabach.

Auf diese Gesellschaft übertrug der Versicherer ca. 30.000 Ein-Vertrags-Kunden! Die NÜRNBERGER spricht auf Nachfrage zwar von unbetreuten Ein-Vertrags-Kunden, doch ähnliche Sprachweise hörten wir auch beim unsäglichen Wiederanlagegeschäft der NV mittels der konzerneigenen Umdecker-Spezialisten (vgl. u. a. 'k-mi' 11/19)! Nicht weniger bezeichnend für den vermeintlichen Abverkaufsdruck der Franken ist die seitens Fonds Finanz propagierte "Nürnberger BU-Aktion exklusiv für die Fonds-Finanz" mit "stark vereinfachten Gesundheitsfragen", wo es um die Verkaufsankurbelung der NV-BU geht, also ums ganz schnelle Geschäft, wie jüngst der 'versicherungstip' in den Ausgaben 25 und 28/20 berichtete. 'vt' fragte sich wegen diverser Unklarheiten mit Haftungspotential für Makler: "Richtet sich diese BU-Aktion an ausführlich beratende Versicherungsmakler oder soll sie Vermittlern einen schnellen Verkauf einer BU-Versicherung ermöglichen?"

Am 20.01.2009 warnte 'Stiftung Warentest' vor "falschen Seniorenberatern". Hintergrund waren Auffälligkeiten der Verbraucherzentrale (VZ) Brandenburg, wonach ältere Leute unaufgefordert unter dem Vorwand zuhause angerufen worden seien, von der "Fürsorge" zu kommen oder "Seniorenberater" zu sein. Tatsächlich ging es um den Versicherungsverkauf durch Klambt & Endres, eine Generalagentur der Nürnberger Versicherungsgruppe. Ein Sprecher von Klambt & Endres beruhigte vor elf Jahren und erklärte, wenn ihre Mitarbeiter so vorgingen, werde dies Konsequenzen haben. Angerufen werden dürften nur Leute, die ihr Einverständnis gegeben hätten. Dafür stünden Adressen zur Verfügung.

Warum greifen wir diese scheinbar alte Kamelle auf? In dieser Woche erhalten wir eine Meldung, dass Klambt & Endres das ungebetene Telefon-Calling wieder betreibt – auch gegen-über Verbrauchern, die niemals eine Police bei der NÜRNBERGER hatten. Woher kommen die Adressen und warum fühlt man sich nicht mehr an die abgegebene Selbstverpflichtung gebunden?

'k-mi'-Fazit: 'Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln', so funktioniert (Makler-)Vertrieb nicht. Bei der NÜRNBERGER scheint das Verständnis für Vertrieb komplett verschüttet gegangen zu sein. Die Abläufe ähneln mehr blankem und ziellosem Aktionismus frei nach dem Motto: 'Möglichst schnell und möglichst viel Umsatz, egal mit wem'. Dies sind Handlungszüge, die uns an in Not Geratene erinnern. Kontinuität und Verlässlichkeit, Grundvoraussetzungen von partnerschaftlichem Handeln, funktionieren so nicht. Die NÜRNBERGER Versicherung scheint sich vom Maklergeschäft, entgegen aller Beteuerungen, mehr und mehr zu entfernen, da man die sich hier bietenden Absatzchancen verkennt und zunehmend selbst verbaut. Schlimmer noch, die NÜRNBERGER scheint in direkte vertriebsseitige Konkurrenz zum Versicherungsmakler zu treten!

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