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Sparbank oder doch Volkskasse?

Auch wenn die Idee eines gemeinsamen Marktauftritts der Frankfurter Volksbank und der Taunus Sparkasse unter dem eher sperrig klingenden Namen 'FinanzPunkt'  letztlich nur die Weiterentwicklung der 20 Jahre alten Filial-Politik von Sparkasse Unterfranken und Raiffeisenbank Höchberg ist, laufen reichlich Reaktionen in der 'Bi'-Redaktion dazu auf. Während Sparkassen-Vorstände sich eher zurückhaltend äußern, sieht der überwiegende Teil aus dem Geno-Lager in dieser Idee eine Initialzündung. Man habe sich bislang nicht getraut, so etwas mit dem direkten Wettbewerber vor Ort zu tun, ist die am häufigsten gemachte Äußerung. Und im Nachsatz heißt es dann, jetzt wolle man mit den Gremien das Thema offensiv angehen. 

Es gibt unter den juristischen Lesern von 'Bi' allerdings auch zum Teil große Vorbehalte bezüglich kartell- und wettbewerbsrechtlicher Fragen. So bestätigen uns mehrere Anwälte, in der Vielzahl angepeilter Filialen eine marktbeherrschende Stellung zu sehen, die andere Wettbewerber, genannt wird ING, veranlassen könnte, in diesem Raum kostenfreie Bargeldausgabe einzufordern. Aus dem Geno-Lager hören wir allerdings auch die Frage, ob bei der Volksbank und der Sparkasse der betriebswirtschaftliche Druck wirklich bereits so groß ist, dass man sich mit dem Wettbewerber auf dieses Wagnis einlassen müsse. Aus anderer Quelle wiederum hören wir den Verdacht, dass der gemeinsame Marktauftritt möglicherweise nur vorgeschoben sei, um in ein paar Jahren sowohl dem Träger bzw. den Mitgliedern wie den Gremien gegenüber klarzumachen,  selbst diese Form von Filialbetrieb sei nicht finanzierbar. Ein Filialsterben auf Raten also. Und andere Leser fragen, ob die Innovationskraft in beiden Häusern derart tief gesunken sei, um nur noch diesen Weg gehen zu können. Apropos Innovation: Die Raiffeisenbank Oberursel mit Sitz in Homburg v. d. H. hat ihre Auffassung in zwei Anzeigen klar zum Ausdruck gebracht. Zum einen macht sie ihren Kunden unter der Headline "Sparbank oder doch Volkskasse" unmissverständlich deutlich, "Wir sind 100 % pur und 0 % gemischt". Und vermutlich auch mit Blick auf die beiden Filial-Fusionisten heißt es süffisant: "Wir finanzieren übrigens auch LED-Leuchten. Damit man täglich die Farben wechseln kann." – Klar, dass 'Bi' weitere Stimmungen zu diesem Thema einfängt.

 

Ist bei den 'FinanzPunkte' GUT gedacht auch gut umgesetzt?

Es war ein Paukenschlag, mit dem die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse an die Öffentlichkeit traten (vgl. 'Bi' 37/2019) und offenbarten, aus "knapp 50 Filialen" beider Institute im Frankfurter Umland zukünftig 26 gemeinschaftlich betriebene 'FinanzPunkte' zu machen. In den Medien ist die Resonanz überwiegend positiv, wenngleich die Kernfragen dort nicht gestellt werden. Also stellt sie 'Bank intern' bzw. konkretisiert sie, denn schon bei der Pressekonferenz hatte 'Bi' bei diesen Punkten nachgehakt. Allerdings sind uns die Antworten noch viel zu weich und unpräzise. Also fragen wir noch einmal: ++ Nehmen die 'FinanzPunkte' vor Ort zukünftig eine "marktbeherrschende Stellung" ein? Was bspw. bedeuten könnte, dass Wettbewerber beider Institute einen Anspruch darauf hätten, ihren Kunden kostenfreien Zugang zu den Geldautomaten zu gewähren. Was logischerweise wiederum die Frage aufwirft, ob die Mehrkosten bei der Frankfurter Volksbank und der Taunus Sparkasse verbleiben oder auf deren Verbünde übergehen ++ Haben die künftigen 'FinanzPunkte' irgendwelche (finanziellen) Auswirkungen auf die Sicherungseinrichtungen beider Institutsgruppen? Anders gefragt: Wer kommt unterm Strich bspw. für Geldautomaten-Sprengungen in den künftigen 26 'FinanzPunkten' auf? ++ Und haben die Verbände einen Vorschlag, wie die Vorstände der übrigen Primärinstitute gegenüber ihren Mitarbeitern argumentieren sollen, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen, weil die 'FinanzPunkte'-Idee vielleicht Nachahmer finden könnte? – Über die Antworten werden wir zeitnah berichten!

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